Europäische Taximesse 2024 in Köln: Innovationen, Trends und internationale Fachvorträge

Nach Jahrzehnten als bedeutende Plattform für Innovationen und Entwicklungen in der Personenbeförderungsbranche kehrte die Europäische Taximesse 2024 mit neuer Wucht nach Köln zurück.

Wie seit den frühen 1990er Jahren fand sie im November auf dem Messegelände in Köln-Deutz statt und zog nach Angaben des Veranstalters über 11.000 Fachbesucher an. Im Vergleich zur Messe 2022, die nach einer vierjährigen Pandemiepause die Rückkehr der Branche feierte, bot die Messe 2024 mit 82 Ausstellern nochmals eine gesteigerte Vielfalt und größere Reichweite. Die Aussteller kamen aus ganz Europa, und sogar ein Anbieter für Taxi-Dispatch-Software aus den Färöer-Inseln nahm die weite Anreise auf sich, um seine Lösungen vor Ort vorzustellen.

Diese rege Beteiligung und das internationale Interesse spiegeln sich auch in den Worten von Markus Gossmann, Vorsitzender der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi Mietwagen e.V., der die Messe ausrichtet. Gossmann erklärte stolz, dass die Veranstaltung den Erfolg der Messe 2022 nicht nur wiederholt, sondern noch übertroffen habe. Die hohe Besucherfrequenz an beiden Messetagen und die positiven Rückmeldungen der Aussteller seien ein deutliches Zeichen für die wachsende Bedeutung der Messe. Auch Ralf Nüsser, Geschäftsführer der Koelncongress GmbH, betonte, dass die Rückkehr der Veranstaltung nach Köln nach einem Zwischenstopp in Essen sowohl für die Stadt als auch für die Branche ein erfreuliches Ereignis sei.

Fahrzeughersteller und Spezialanbieter

Zu den ausstellenden Unternehmen gehörten namhafte Autohersteller wie VW, Toyota, Volvo und Ford. Sie stellten Modelle vor, die für den Einsatz als Taxi- oder Mietwagen geeignet sind. Besondere Beachtung fanden dabei Inklusionsfahrzeuge, die Fahrgäste im eigenen Rollstuhl oder auf Krankentragen transportieren können. Rund 60 Fahrzeuge waren auf dem Messegelände in Halle 1 zu sehen. Daneben waren Spezialanbieter wie Fahrzeugumrüster präsent, die ihre neuesten Lösungen für eine barrierefreie Personenbeförderung vorstellten.

Eine technische Besonderheit bot der chinesische Hersteller Nio mit seinem Wechselakku-System, der neue Möglichkeiten für den Betrieb von Elektrofahrzeugen in der Taxi- und Mietwagenbranche eröffnen könnte. Ebenso präsentierten mehrere Aussteller innovative Antriebstechniken und Energieversorgungskonzepte, die die Weichen für eine emissionsärmere Zukunft im Straßenverkehr stellen sollen.

Neben Fahrzeugen und Zubehör konzentrierte sich ein großer Teil der Messe auf Softwarelösungen und digitale Dienstleistungen. Die Bedeutung digitaler Mobilität zeigt sich an der Vielzahl von Anbietern sogenannter Taxi-Dispatch-Systeme, die mit vernetzten Technologien und Mobilitätsdaten den Markt revolutionieren wollen. Auch Dienstleister wie Versicherungen, Verlage und die Berufsgenossenschaft Verkehr waren mit Ständen vertreten. Letztere lockte Besucher mit ihrem „Gurtschlitten“, auf dem die Effekte eines Aufpralls simuliert werden können, und einer Virtual-Reality-Fahrsimulation

Rechtliche und gesellschaftliche Entwicklungen der Branche

Eröffnet wurde die Messe durch die Begrüßungsreden von Kölns Bürgermeister Dr. Ralf Heinen und dem Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer. Beide griffen Themen auf, die für die Branche von zentraler Bedeutung sind: Wettbewerbsfairness zwischen Taxis und plattformgesteuerten Mietwagenangeboten, Lohngerechtigkeit und der Einsatz neuer Antriebe, um die Emissionen im innerstädtischen Verkehr zu senken. Minister Krischer betonte zudem das Potenzial von sogenannten „ÖPNV-Taxis“, die insbesondere in ländlichen Regionen eine wichtige Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr darstellen könnten.

Fachpodien: Dialog zu Digitalisierung, Gesetzgebung und Umweltschutz

Ein Höhepunkt der Messe war das umfangreiche Podiumsprogramm, das auf Fachvorträge und Diskussionen setzte, die von Besuchern vor Ort wie auch über Livestreams auf einem neuen YouTube-Kanal der Fachvereinigung verfolgt werden konnten. Im Mittelpunkt der Fachpodien standen das Personenbeförderungsrecht, der Ausbau digitaler Netzwerke und Antriebstechnologien sowie nachhaltige Konzepte zur Reduzierung von Emissionen.

Ein Podium zum Personenbeförderungsrecht befasste sich insbesondere mit der Novelle des Gesetzes und den damit verbundenen Herausforderungen. Rechtsanwalt Thomas Grätz, ein anerkannter Experte auf diesem Gebiet, zog eine Zwischenbilanz der Gesetzesänderungen und wies auf die wachsenden Herausforderungen durch plattformgesteuerte Verkehrsdienste hin, die sich nicht immer an die gesetzlichen Vorgaben halten. Auch Michael Donth, Bundestagsabgeordneter und eine treibende Kraft hinter der Novelle, sowie Tino Schopf, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, traten als Referenten auf und sprachen sich für einen fairen Wettbewerb und eine stärkere Regulierung von Konzessionären aus.

Weitere Podiumsdiskussionen griffen die Entwicklung des „ÖPNV-Taxis“ auf, das bereits in ersten Projekten eingesetzt wird. Die Podiumsteilnehmer, darunter Taxiunternehmer und Vertreter des Verkehrsverbunds Ostwestfalen-Lippe, berichteten von den praktischen Erfahrungen und Herausforderungen bei der Einführung dieser Lösung. Ein weiteres zentrales Thema war die Digitalisierung und die Frage, wie Taxistände und Fahrpläne in einer interaktiven Online-Karte dargestellt werden können, die nun für das gesamte Land NRW zur Verfügung steht. Dr. Jochen Harding, Geschäftsführer der Landesgesellschaft Mobidrom NRW, stellte diese neue Karte vor, die gemeinsam mit den Verbänden FPN und VSPV entwickelt wurde.

Engagement auf europäischer Ebene

Auch das internationale Engagement der deutschen Taxiverbände in Brüssel wurde thematisiert. Hierbei betonten Vertreter wie Olivier Gallé aus Luxemburg und Michael Mühlin vom Arbeitskreis Europa des TMV, dass in der EU oft Entscheidungen getroffen werden, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Taxi- und Mietwagenbranche haben. Sie appellierten an ihre Kollegen, das Engagement auf europäischer Ebene zu stärken und aktiv an den Entwicklungen teilzuhaben, um so die Interessen der Branche zu vertreten.

Besonderes Interesse bei den Besuchern weckte auch das Thema der alternativen Antriebe, das von Brancheninsidern wie Randolf Stephany, Detlef Termath und Markus Wahl beleuchtet wurde. Diese Experten sprachen aus ihrer langjährigen Erfahrung über die Herausforderungen, die beim Einsatz von E-Fahrzeugen in der Personenbeförderung bestehen. Dabei wurden die Vorteile, aber auch die bestehenden Hürden des Betriebs von Elektroautos im Taxibetrieb besprochen. Daniel Kaddik vom Bundesverband freier Tankstellen und Christian Nikolai von TOOL-FUEL Services GmbH erörterten die Möglichkeiten, wie synthetische Treibstoffe als Übergangslösung zur Emissionsreduktion beitragen könnten, bis eine umfassende Umstellung auf klimafreundliche Antriebe erreicht ist.

Tombola und Oldtimer-Ausstellung

Ein Höhepunkt abseits der Fachthemen war die Tombola am letzten Messetag, bei der zahlreiche wertvolle Preise verlost wurden. Besonders große Emotionen weckte der Hauptpreis – ein neuer VW Touran, der speziell für den Einsatz als Taxi vorbereitet war. Dieser ging an eine Unternehmerfamilie aus Rheinland-Pfalz und sorgte für großen Jubel unter den rund 1.000 Teilnehmern.

Ein weiteres Highlight war die Oldtimer-Ausstellung, die mit fünf seltenen Taxi-Modellen einen nostalgischen Einblick in die Geschichte des Gewerbes bot. Die historischen Fahrzeuge, liebevoll restauriert und gepflegt, waren ein Blickfang und erinnerten an die lange Tradition des Taxigewerbes.

Europäische Taximesse als Plattform für Innovation und Austausch

Die Europäische Taximesse 2024 hat gezeigt, dass sie nach wie vor eine zentrale Rolle im Austausch zwischen Industrie, Politik und dem Taxigewerbe spielt. Die vom Veranstalter vermeldete Besucherzahl schien uns sehr optimistisch. Mit einem breiten Ausstellerfeld, spannenden Innovationen und einem offenen Dialog zu gesellschaftlich relevanten Themen festigte die Messe dennoch ihren Ruf als bedeutende Plattform für die Personenbeförderungsbranche. Die Veranstalter sollten jedoch bei der nächsten Messe dem Interesse der zahlreichen ausländischen Besucher Rechnung tragen und mehr Hinweisschilder und Informationen in englischer Sprache anbieten.


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